verfasst von: Nico am 1. August 2016
August 2016

Oh, du schöne Sommerzeit

Wo bleibt denn eigentlich die ganze Zeit? Fast ein halbes Jahr sind wir nun schon hier in Parey, und der Sommer geht allmählich zuende wie es scheint. Vorige Woche gab es ja einen kleinen frühherbstlichen Einbruch, der uns alle ziemlich verwundert hat. Zugleich wurde es aber auch etwas verregnet, was uns sehr gefreut hat. Endlich nicht mehr im 2-Stunden-Takt aufs Feld fahren und die Bewässerung umlegen! Nun steigen die Temperaturen wieder ein wenig und wir können hoffentlich noch einige Male in der Havel baden gehen, bevor der Herbst tatsächlich kommt und es dafür zu kalt wird.

Ich bin ja seit einigen Wochen nicht mehr besonders oft auf unserem Acker, außer zur Ernte am Dienstagmorgen. Stattdessen verbringe ich derzeit viel Zeit auf oder mit den Maschinen unseres benachbarten Verpächters Holger. Daher gibt`s von mir hauptsächlich Trecker- und Kuhfotos ;D

Holger ist Mutterkuh-Bauer. Das heißt, er hält etwa 100 Kühe, die die meiste Zeit des Jahres im offenen Feld auf Weiden stehen und fressen. Diese Weiden gehören dem Naturpark Westhavelland und unterliegen besonderen Naturschutz-Auflagen. Zum Beispiel dürfen manche Weiden erst zu einem bestimmten Zeitpunkt beweidet werden, wenn nämlich diverse Wiesenbrüter-Vogelarten mit ihrer Brut fertig sind und nicht mehr gestört werden können. Andere Flächen dürfen dagegen gar nicht beweidet werden sondern werden nur zu festgelegten Zeitpunkten gemäht um Heu zu machen, das dann zur Fütterung der Kühe im Winter genutzt wird.
Mutterkuhhaltung bedeutet, dass Kühe gehalten werden, die regelmäßig Kalben sollen und ihre Kälber in der Regel auch großziehen. Sinn und Zweck der Geschichte kann unterschiedlich sein; oft werden solche Herden zur Landschaftspflege genutzt. In kleinem Maßstab auch zur Mistproduktion für den Pflanzenbau. Auch wir werden für unseren Gemüsebau von Holgers Herden mit Mist versorgt, der für uns Gold wert ist. In den meisten Fällen hängt damit aber auch ein Weiterverkauf der jungen Rinder (Rind ist der Oberbegriff für die "Kuh"; Kuh bedeutet eigentlich ein Rind, das schonmal gekalbt hat) zusammen, die im Jugendalter an Viehhändler oder an Mastbetriebe verkauft werden. Gemolken wird meistens nicht, da die Infrastruktur dafür besonders ist (Ställe, Melkstand, hygienische Einrichtung, energiereiches Futter). Viele Kühe in Holgers Herde sind schon seit vielen Jahren da, und man kann sagen, dass Tiere aus Mutterkuhhaltung deutlich älter werden als solche Tiere aus Milchviehhaltung, da die geforderte "Leistung" ungleich geringer ist. Die Tiere leben relativ ursprünglich in Herden auf teils sehr großen Flächen und werden die meiste Zeit über in Ruhe gelassen.

Der Kuhbauer muss also gucken, dass er im Sommer genug Futter für den Winter zurücklegt. Und damit sind wir gerade beschäftigt. Das heißt also im 2-3wöchigen Rythmus fahren drei Traktoren raus auf die Wiesen und mähen, wenden und pressen dann das Heu zu Ballen. In der Zwischenzeit werden Maschinen und Geräte gewartet (oder repariert ;), Ballen auf den Hof gefahren oder Weiden gepflegt. Ich lerne viel Technisches, das uns für unseren Gemüsebau wiederum nützt, und auch gehören wir sonst auf eine Weise mit in den Kreislauf des Mutterkuhbetriebs hinein, der uns mit Mist versorgt und die Fläche zur Verfügung stellt.

Auf unserem Gemüseacker geht es inzwischen auch tierisch zur Sache: kürzlich wurde eine Wildschweinherde beobachtet, die wohl panisch einmal quer über den Acker lief. Zum Glück hatten die anderes im Kopf als Fressen, sonst... naja.
Jetzt hat auch ein Waschbär entdeckt, dass es bei uns einiges zu holen gibt und frisst sich durch den Zuckermais. Dabei hinterlässt er eine Spur von abgenagten Kolben. War wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Natur sich auch ihren Anteil abholt... wir werden ihn weiterhin skeptisch beobachten.

Schön war der Besuch von Freunden und Helfern im Juli. Üer den ganzen Monat war immer jemand mit dabei, und es konnte einiges auf dem Acker aufgeholt werden. Die Geselligkeit hat gut getan, auch wenn wir dann erstmal froh waren, als wir vorerst ein paar Tage wieder unter uns sein konnten. So schön kann das Hofleben sein:

Was gibt es sonst noch zu sagen? Micha und Ich bauen nun unseren Keller zum Lagerraum aus, damit wir euch über den Winter weiterhin mit unserem Gemüse versorgen können. Die Lagerrotebete steht gut da, auch die Möhren sind üppig. Unser Arbeitspferd bekommt inzwischen regelmäßig den Acker zu sehen und versucht sich auch am bearbeiten von einzelnen Beeten. Die Störche verlassen Parey in 1 bis 2 Wochen, um dann im nächsten Frühjahr wiederzukommen. Dieses Jahr haben sie möglicherweise was hiergelassen...