verfasst von: Sabeth am 15. Juni 2017
Mai-2 2017

Alles neu macht der Mai

Ich bin Sabeth und helfe gelegentlich freiwillig am Hof mit. Eigentlich bin ich Landwirtin und habe eher Erfahrung mit Milchvieh:).
Heute mal ein paar erste Zeilen aus meiner Perspektive.

Tja, der Mai... Wonnemonat? Auf jeden Fall! Die Natur scheint über Nacht doppelt so grün und voll und lebendig; es ist, als vergingen die Tage zweimal so schnell und auch auf dem Acker gibt es diesen magischen Quantensprung. Vielleicht, weil die Lerchen so schön trillern? Die Quickpots quellen nach zwei warmen Tagen jedenfalls plötzlich über und alles muss am besten sofort gepflanzt werden. Das stellt die GärtnerInnen vor große Herausforderungen. Jetzt heißt es klotzen und wahrscheinlich gibt es in jedem Garten einmal im Jahr diesen Zeitpunkt, an dem sich der Gärtner eingestehen muss, dass ihm die Arbeit und das Unkraut über den Kopf wächst. Das wiederum ist dann für einen Moment nicht so wonnig da hat man sich einen so schönen Plan gemacht...
Aber nachdem dann alle in die Hände gespuckt haben, geht es mit vereinter Kraft weiter - man schafft eben, soviel man schafft und muss darauf vertrauen, dass am Ende schon alles gut und alle satt werden. Und wie wunderschön ist es, dass alles so wächst! Die Beete auf dem Acker füllen sich, es zeigen sich allerorts die ersten Blüten und so langsam ahnt man, dass wir bald mehr ernten werden können.

Zum ganz normalen Wahnsinn, der im Mai auf einem Gärtnerhof herrscht, kam dann noch dazu, dass die heißgeliebte und vielbenutzte Hakorette den Geist aufgegeben hat und nur noch Onyx blieb, um die Bodenbearbeitung zu machen nur hatte die just in dieser Woche ebenfalls überhaupt keine Lust aufs Ackern und so standen wir dann da... und haben, wie in guten alten Zeiten (also wie letztes Jahr) die Beetvorbereitung mit der Radhacke von Hand gemacht. Zu guter Letzt konnten wir dann noch auf die Fräse vom Nachbarbauern zurückgreifen und so kann jetzt gepflanzt werden, was das Zeug hält. Uff...
Gott sei Dank gab es aber auch einen Haufen SoLawisten, die über Himmelfahrt in Scharen zum Arbeitseinsatz kamen und so einiges weggeschafft haben. Mir kam zu Ohren, dass es ein großartiger Einsatz gewesen sei. Danke an alle, die sich so engagieren! Ihr seid eine große Hilfe!

Der Aufbau der Folientunnels hält uns schon das ganze Frühjahr immer wieder in Atem und nach drei wilden, mutigen Versuchen, dem Wind zu trotzen und die Folie endlich auf das Gerüst zu bekommen, stehen die Tomaten noch immer ohne Dach da. Mal sehen, wann wir dieses Projekt wohl abschließen werden... Wir trainieren jedenfalls unsere Frustrationstoleranz und lernen viel darüber, wie es nicht funktioniert. :)

Und so nimmt es alles seinen Lauf und da es Mai ist und viel zu tun, wird dieser Artikel jetzt auch nicht länger und es gibt auch ausnahmsweise keine Fotos dazu. Den Mai in Worten schön beschrieben hat auch Erich Kästner, und damit wünsche ich euch einen blumigen Sommer und allzeit fröhliches Salat-Essen!

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Der Mai

Im Galarock des heiteren Verschwenders,
ein Blumenzepter in der schmalen Hand,
fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders,
aus seiner Kutsche grüßend, über Land.

Es überblüht sich, er braucht nur zu winken.
Er winkt! Und rollt durch einen Farbenhain.
Blaumeisen flattern ihm voraus und Finken.
Und Pfauenaugen flügeln hinterdrein.

Die Apfelbäume hinterm Zaun erröten.
Die Birken machen einen grünen Knicks.
Die Drosseln spielen, auf ganz kleinen Flöten,
das Scherzo aus der Symphonie des Glücks.

Die Kutsche rollt durch atmende Pastelle.
Wir ziehn den Hut. Die Kutsche rollt vorbei.
Die Zeit versinkt in einer Fliederwelle.
O, gäb es doch ein Jahr aus lauter Mai!

Melancholie und Freude sind wohl Schwestern.
Und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee.
Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern.
Auch Glück kann weh tun. Auch der Mai tut weh.

Er nickt uns zu und ruft: Ich komm ja wieder!
Aus Himmelblau wird langsam Abendgold.
Er grüßt die Hügel, und er winkt dem Flieder.
Er lächelt. Lächelt. Und die Kutsche rollt.