verfasst von: Lisa am 13. September 2021
August 2021

Grüne Wege

Wir merken es alle am Wetter, der Herbst naht und die Gartensaison geht so langsam in eine andere Gangart über, vom pflanzen und hacken zum Ernten. Tja, das Wetter. Darüber hat auf jeden Fall jede* GärtnerIn garantiert und immer was zu sagen. Für mich ist es erst (schon?) die vierte Saison und ich erlebe zum ersten Mal einen eher kühlen und nassen Sommer. Die Jahre 2018-2020 waren ja ganz extreme Dürre- und Hitzesommer. Abgesehen von der Mückenplage hier im kanalreichen Havelland bin ich dankbar für einen nicht so heißen Sommer gewesen. Wir merken es zwar bei der Ernte der Auberginen und anderer wärmeliebender Pflanzen (Zucchini, Tomaten, Paprika), die dieses Jahr einfach nicht das liefern, was ich aus den vergangenen Jahren gewöhnt bin, aber das Hacken geht einem bei Mitte Zwanzig Grad doch leichter von der Hand als bei Mitte 30.

Wir haben dieses Jahr viel Neues ausprobiert, rumexperimentiert, und vieles davon ist auch auf meinem Mist gewachsen. Ich hab mich zum Beispiel sehr für begrünte Wege begeistert – man nennt sie auch „belebte Wege“ oder „living pathways“, was ich sehr schön finde – und so haben wir jetzt an einigen Stellen auf dem Acker eine spezielle Saatgutmischung mit Klee und niedrig wachsenden Gräsern eingesät. Optisch für mich eine totale Bereicherung und hoffentlich auch für Humusaufbau und als Lebensraum für Nützlinge ein Gewinn, bringt es trotzdem einige Herausforderungen mit. Bei dem eher feuchten und kühlen Klima dieses Jahr wächst das ganze zum Beispiel doch ganz schön schnell, ich war also viel mit dem Freischneider unterwegs. Im dümmsten Fall bietet es auch noch ein Habitat für Schnecken, die natürlich bei dem Wetter auch mehr vertreten sind (Ich sag's doch, Wetter, Wetter, Wetter,...). Einiges gelernt haben wir dabei auf jeden Fall. Unter anderem, wo macht eine Wegbegrünung Sinn (Auberginen, Wirsing, Rosenkohl, Möhren) und wo macht sie eher Stress (Zwiebeln, Salate). Wobei eins meiner persönlichen Highlights des Jahres bisher eine Jäte-Aktion in den Zwiebeln war, wo ich statt auf glühend heißem Sand auf kühlem feuchtem Gras knien konnte. Alleine dafür hat es sich für mich gelohnt da gefühlt 6 Mal mit dem Freischneider lang zu gehen.

Wenn die Saison im Winter so richtig ausklingt endet für mich auch meine vierjährige Ausbildung zur biodynamischen Gemüsegärtnerin. Ich verbringe also gerade hier am Auenhof mein letztes Lehrjahr. Da ich in mein erstes Lehrjahr 2018 schon hier verbracht habe, hat das eine gewisse Stimmigkeit. Durch dieses letzte Lehrjahr war und bin ich teilweise schon gefühlt mit einem Bein im nächsten Jahr. Ich werde 2022 erst mal eine Pause vom Gemüsegärtnern machen und stattdessen möglichst viel Zeit mit Obstbaumschnitt verbringen. Auf diesem Weg vielleicht noch mal ein riesiges Dankeschön an alle, die mit ihren Spenden mitgeholfen haben mir eine Ausbildung zur Baumwartin mitzufinanzieren. Die im letzten Jahr gepflanzten Obstbäume des Auenhofs werden diesen Winter auf jeden Fall noch von dieser Ausbildung profitieren. Und ich sowieso :)