verfasst von: Johanna am 27. Januar 2021
Ende 2020

Auch dieses Jahr ging irgendwann endlich zuende...

Es ist nicht so leicht, über das letzte halbe Jahr zu schreiben, und deshalb habe ich mich bisher ein bisschen darum gedrückt. Das liegt vor allem daran, dass wir es mit zwei extrem frustrierenden Viren zu tun hatten, der eine hielt - und hält - ja bekanntlich die ganze Welt in Atem, der andere nur unsere, und ich habe mich inzwischen mehr mit ihm befasst, als mir lieb ist:

Anfang September erfuhren wir, dass unsere Tomaten auf einen extrem fiesen Tomaten- und Paprikavirus positiv getestet worden waren. Dieser ist - und das stellte sich später als Knackpunkt heraus - meldepflichtig. So hatten wir es nicht nur mit kranken Pflanzen und möglichen Auswirkungen zu tun, sondern vor allem mit öffentlichen Ämtern und deren Anforderungen an uns. Das ganze Ausmaß der Katastrophe erschloss sich Schritt für Schritt in mühsamer Kleinstarbeit an Recherche, Telefonaten, Besuchen, Probenahmen und mündete schließlich in der hochoffiziellen Vernichtung der Pflanzen, eines Komposts und des größten Teils unserer Liefer- und Erntekisten in einer Müllverbrennungsanlage, sowie einer großen Desinfektionsaktion. Auf dem Weg bis dahin waren unendlich viele Hindernisse zu überwinden, Sachverhalte zu verstehen, und Möglichkeiten abzuwägen. Da für diesen Schaden nur Forderungen, aber keinerlei Unterstützungen vom Staat vorgesehen sind, waren am Ende der Geschichte - fast 4 Monate später - nicht nur unsere Nerven blank sondern auch Folientunnel und Kasse leer.

 

 

Das Jahr wird uns wohl lange als das der Viren in Erinnerung bleiben. Aber es ist auch das, in dem unser halbes Dach saniert wurde, und wir auf unserem neuen Grundstück am Kreuzbergweg die Obstbäume für die nächsten Jahre pflanzten. Das freut mich ganz besonders, denn am besten pflanzt man einen Baum immer gestern. Auch darauf werden wir in ein paar Jahren zurück blicken,hoffentlich kauend.

Was uns am Jahresanfang durch die Corona-Einschränkungen gefehlt hatte, konnten wir im Herbst etwas nachholen: wir hatten zwei sehr schöne Mitmachtreffen. Im Oktober rodeten wir mit neuem Kartoffelroder und einer Gruppe Menschen unsere Kartoffeln und lagerten sie ein. Wir so oft, war es eine tolle Erfahrung, an einem einzigen Tag die Arbeit geschehen zu sehen, für die wir ohne euch eine Woche gebraucht hätten. Und auch das Sauerkrautwochenende war ergiebig, wenn auch das Wetter durchwachsen war.

Wie in den letzten Jahren zog sich die Lagerernte wegen des unbeständigen, meist zu warmen Wetters in die Länge. Weil wir am Auenhof kein Kühlhaus haben, und in Erdmieten und im Stall einlagern, müssen wir auf anhaltend niedrige Temperaturen warten. Die meisten Wurzelgemüse lagern ideal bei Temperaturen zwischen 1 und 4 °C und einer hohen Luftfeuchtigkeit. Zudem lagern wir Kohl und Lagersalate wir Zuckerhut und Radicchio in einfachen Haufenmieten oder in Kisten, sie halten nicht ewig, aber wenigstens ein bisschen in den Winter hinein.

Wie immer ist der Winter auch Zeit für Rückschau und Vorschau, Bilanz und Veränderungen: der Prozess des Gemüse Syndikats war nicht immer einfach, aber dennoch fruchtbar, und wir haben uns ein bisschen umgestrickt - der Kurs bleibt gleich, doch die Weichen sind bald etwas anders gestellt. Der Auenhof führt ab Mai das Gemüse Syndikat (an), übernimmt Entscheidungen, Organisation und Logistik, beide Höfe bauen aber nach wie vor an, der Karolinengarten in Zukunft v.a. Lagerkulturen.

Ps.: und was ich, Johanna, an manchen Winterabenden so mache, könnt ihr hier sehen.